Frankreich, 1828–1897
Zu Beginn seiner Karriere in der Medizin galt Jules Bernard Luys, der für seine sorgfältigen Untersuchungen des Gehirns und des zentralen Nervensystems bekannt war, als brillanter Anatom. Als einer der ersten gelang es ihm, die spezifischen Regionen des Gehirns und ihre Funktionen zu identifizieren, und dieses Wissen im Kontext der Neuropsychiatrie anzuwenden. Als sich Luys der Untersuchung von Geisteskrankheiten widmete, verfiel er aber zunehmend pseudowissenschaftlichen Theorien über Hysterie und ihre potenziellen Behandlung durch Hypnose. In diesem Kontext entstand auch 1887 sein Bericht Les émotions chez les sujets en état d'hypnotisme, der dramatische fotografische Porträts von weiblichen Hysterie-Patientinnen enthält. In dem Versuch, seine Theorie zu beweisen, dass hypnotisierte Probanden durch das bloße Ansehen von verschiedenen Medikamenten geheilt werden könnten – was er als "die Wirkung der Medizin aus der Distanz" bezeichnete –, hielt Luys öffentliche Demonstrationen seiner Experimente ab. Diese zweifelhafte Idee erwies sich später als regelrechter Betrug: Die Probanden hatten ihre Reaktionen bewusst vorgetäuscht. Luys' Ruf in der Wissenschaft war damit natürlich ruiniert.