Avedon, Richard

Biographie

USA, 1923–2004

Details

Richard Avedon war nicht nur der innovativste und erfolgreichste Modefotograf seiner Generation, er engagierte sich auch stark in den politischen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre. Als Dokumentarist der Bürgerrechtsbewegung in den USA veröffentlichte Avedon 1964 gemeinsam mit James Baldwin den Porträtband „Nothing Personal“, der als fotografische Polemik gegen den Rassismus bezeichnet wurde. In den 1970er Jahren begleitete Avedon die amerikanische Antikriegsbewegung und porträtierte zahlreiche Aktivisten der Gegenkultur. Es war daher nicht ganz überraschend, dass ihn die Zeitschrift „Rolling Stone“ vor den Präsidentschaftswahlen 1976 um eine Porträtreihe der Kandidaten bat. Avedon entschied sich jedoch für ein viel anspruchsvolleres Projekt: die Erstellung eines Porträt-Pantheons des politischen Establishments der USA. Das Ergebnis, das den Titel The Family trägt, füllte die gesamte Ausgabe der Zeitschrift vom 21. Oktober 1976 mit 69 ungeschönten Porträts von Regierungsmitgliedern, Politiker*innen, Unternehmens-vorständ*innen, Staatssekretär*innen, Rechtsanwält*innen, Gewerkschaftsführer*innen und Direktor*innen. Jeder der Dargestellten ist auf die für Avedon typische Weise fotografiert: in kontrastreichem Schwarz-Weiß vor einem einheitlichen weißen Hintergrund. Indem er weitgehend auf schmückendes Beiwerk verzichtete, nahm Avedon in seinem fast anthropologischen Ansatz den Mächtigen die Insignien ihrer Autorität. Als Ganzes liefern die Porträts eine Momentaufnahme der Führungsspitze Amerikas zum Zeitpunkt einer nationalen Krise. Zugleich enthüllen sie das Profil einer kleinen Elite, die an den Schalthebeln der Macht saß, aber oftmals an Bodenhaftung verloren hatte.

Werke von Avedon, Richard

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