Albrecht Tübke
Porträts

28.5.2016 — 20.8.2016

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Eine Ausstellung von Porträtserien des deutschen Fotografen Albrecht Tübke ergänzt temporär die von Brian Wallis kuratierte Ausstellung Die Ordnung der Dinge: Fotografie aus The Walther Collection. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die "Ulm Porträts", eine Serie, die in den Jahren 2010, 2011 und 2015 im Rahmen der Ausstellungseröffnungen von The Walther Collection in Neu-Ulm entstand, als Albrecht Tübke die Gäste dieser Veranstaltungen fotografierte. Im Schwarzen Haus wird nun eine Auswahl von Bildern der bislang abgeschlossenen drei Jahrgänge präsentiert und so das in Die Ordnung der Dinge sehr breit angelegte Thema Porträt und Identität um den Aspekt der Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung des Eröffnungspublikums erweitert.

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Albrecht Tübke, "Ulm Porträts 2010–2015"

Albrecht Tübke kehrt in seinen Aufnahmen das gewohnte Verhältnis von Betrachter und Objekt um und lässt den Museumsbesucher selbst zum Modell werden. Vergleichbar mit August Sanders bekannter Porträtserie "Antlitz der Zeit", die ebenfalls in Die Ordnung der Dinge zu sehen ist, stellt Albrecht Tübke verschiedene Typen von Eröffnungsgästen vor: benachbarte Dorfbewohner, Verwandte und Familie des Sammlers, die Prominenz der Ulmer Kulturszene sowie Gäste aus dem internationalen Kunstbetrieb. Die Bedeutung und die besondere Rolle, die Mode und Styling innerhalb so heterogener Gruppen spielen, wird dabei von Tübke ebenso nüchtern festgehalten wie die unterschiedlichen Posen der Personen, die sich zwischen extrovertierter Selbstdarstellung und Verunsicherung bewegen. Tübke untersucht in seinen Fotografien Fragen der Identität, der Individualität und der Rolle des Individuums innerhalb einer Gesellschaft. Die Fotografie wird dabei als Mittel der Dokumentation eingesetzt, mit der er auf distanzierte, unkommentierte und dennoch sensible Weise ein facettenreiches Bild seiner Mitmenschen festhält.

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Albrecht Tübke, "Ulm Porträts 2010–2015"

Zusätzlich zu den "Ulm Porträts" präsentiert The Walther Collection im Obergeschoss des Weißen Hauses drei weitere Serien aus Albrecht Tübkes künstlerischem Schaffen. "Dalliendorf", eine der frühesten Porträtserien des Fotografen, knüpft an biografische Erfahrungen an. Tübke wählte das gleichnamige Dorf in Mecklenburg-Vorpommern noch in seiner Studienzeit als fotografisches Sujet, weil er dort einen Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht hatte und den Ort während eines Besuchs Mitte der 1990er Jahre nahezu unverändert vorfand. Die Bilder vereinen den subjektiven, von Erinnerungen geleiteten Blick des Fotografen mit dem vorgefundenen Status Quo. Das Konzept von "Dalliendorf" ist weiter gefasst als das der meisten späteren Serien Tübkes. Er porträtierte nicht nur die Dorfbewohner, sondern lichtete auch Inneneinrichtungen und Landschaftsszenerien ab, um die Eigenheiten des Ortes umfassend darzustellen.

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Albrecht Tübke, "Dalliendorf", 1996

Die "Dalliendorf"-Porträts weisen bereits alle Elemente der für Tübke so typischen Bildsprache auf: Sie zeigen die abgelichteten Personen in nüchternen Ganzkörperaufnahmen vor relativ homogenen Hintergründen, mit direktem Blick in die Kamera. Kleidung und Pose haben identitätsstiftende Funktionen, sie vermitteln Persönlichkeit und Individualität. Die ausschließliche Nutzung natürlichen Tageslichts resultiert in weichen, gedämpften Farben, welche den dokumentarischen Ansatz Tübkes unterstreichen.

All diese Merkmale charakterisieren auch die Serien "Twins" und "Caves", sie unterscheiden sich nur hinsichtlich der Motivwahl. Dem Titel entsprechend zeigt "Twins" Zwillingspaare unterschiedlichen Geschlechts und Alters, während die Aufnahmen zu "Caves" in einem Marmorsteinbruch in Carrara entstanden sind und die dortigen Angestellten porträtieren. Ähnlich wie bei "Dalliendorf" beschränkt sich "Caves" nicht auf die Darstellung von Personen, sondern dokumentiert auch die Örtlichkeit, sowie im Steinbruch vorgefundene Arbeitsutensilien.

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Albrecht Tübke, "Twins", ohne Datum

Der 1971 in Leipzig geborene Albrecht Tübke lebt und arbeitet in Italien und Deutschland. Der Künstler studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er seine Ausbildung als Meisterschüler Timm Rauterts abschloss. Im Anschluss absolvierte Tübke 2000 seinen MA an der Guildhall University in London. Thema seiner Fotografien ist die Darstellung des Menschen und die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft auf der Suche nach Identität zwischen Anpassung und Abgrenzung. Zu seinen bekanntesten Projekten zählen die Porträtserien "Dalliendorf" aus dem Jahr 1996 und "Citizens" von 2001.

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