Mistaken Identities
Images of Gender and Transformation

6.4.2018 — 11.8.2018

Ap 4437 Walthercollection Adolfopatino Latierraprohibidadeterryholiday 1979

Konzeptueller Rahmen

Mistaken Identities: Images of Gender and Transformation untersucht, wie Fotografie vorherrschende Vorstellungen von Geschlechterrollen und Sexualität verstärkt oder untergräbt. Die Ausstellung konzentriert sich auf Fälle, in denen soziale Rollen absichtlich überzeichnet oder aufgebrochen werden und zeigt Aufnahmen von Cross-Dressing, Nacktheit, Parodien und andere Szenen jenseits der gesellschaftlichen Norm. Die ausgewählten Fotograf*innen und ihre Motive manipulieren die Konventionen der Porträtfotografie, um sich verändernde Vorstellungen von Geschlechterrollen und Sexualität sowie lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intersexuelle und schwule (LGBTIQ) Identitäten zu erforschen.

Die Bilder in Mistaken Identities spielen mit den Widersprüchen und Diskrepanzen zwischen öffentlicher und privater Wahrnehmung von Identität. Die Inszenierungen sind direkte und häufig auch sehr persönliche Auseinandersetzungen mit den gängigen Standards für "angemessenes" Verhalten, die abhängig vom sozialen Kontext der abgelichteten Subjekte intim oder extravagant, sympathisch oder schockierend wirken können. Die ausgestellten Porträtaufnahmen beleuchten die Rolle körperlicher Geschlechtsmerkmale sowie der Mode in der Bildproduktion, um konventionelle Erwartungshaltungen zu unterwandern, tradierte Muster von Identitätszuschreibung herauszufordern und dadurch die Idee eines stabilen, authentischen Ichs zu hinterfragen.

VP 3768 01 Walther Collection Unidentified Photographer Gender Benders 1950s
Unidentified photographer, [Gender Benders], 1950s
VP 3768 08 Walther Collection Unidentified Photographer Gender Benders 1950s
 

So wird beispielsweise eine historische Aufnahme einer bärtigen Frau aus dem 19. Jahrhundert auch heute noch als ein provokantes Bild einer sozialen Andersartigkeit wahrgenommen, ist gleichzeitig aber ein befreiendes Porträt der geschlechtlichen Grenzüberschreitung. Eine Reihe von Polaroids aus den späten 1960er Jahren zeigt direkt von einem Fernsehbildschirm abfotografierte Schauspielerinnen und spiegelt das konventionalisierte, immer noch aktuelle Schönheitsideal von Frauen in Film und Fernsehen wider. Samuel Fossos Selbstporträt mit dem Titel La Femme américaine libérée des années 70 (1997) aus der Serie "Tati" zeigt den Fotografen als eine befreite, modebewusste afroamerikanische Frau. In High Heels, einen extravaganten Hut und Patchwork-Anzug tragend, reflektiert Fosso die komplexe Geschichte und die vielschichtigen Erzählungen, die Afrikaner und die westliche Welt miteinander verbinden.

SF 135 Walther Collection Fosso Samuel La Femme Americaine Liberee Des Annees70 1997
Samuel Fosso, La femme américaine libérée des années 70, "Tati", 1997

In seiner umfangreichen Serie "La Tierra Prohibida de Terry Holiday" (1979) inszeniert Adolfo Patiño die transsexuelle mexikanische Schauspielerin Terry Holiday als Verkörperung eines der Starlets aus Andy Warhols "Factory" und kreiert ein überspitztes Bild heteronormativer weiblicher Sexualität. Mit einem besonderen Fokus auf die Beziehung von Selbstdarstellung und sozialer Identität, erforschen und veranschaulichen solche Arbeiten die politischen und kulturellen Faktoren, die individuelle und kollektive Subjektivität prägen. Da die ursprünglichen Intentionen, Bedeutungen und Gebrauchsweisen der Werke in dieser Ausstellung oft unklar oder mehrdeutig sind, obliegt es dem Betrachter die zeitgenössische Interpretation der freundschaftlichen, sozialen oder sexuellen Beziehungen, die in den Bildern dargestellt sind, vorzunehmen.

Terry Holiday Grid 1
Adolfo Patiño, "La Tierra Prohíbida de Terry Holiday", 1979

Mistaken Identities ist die zweite Ausstellung im Rahmen von "Imagining Everyday Life: Aspects of Vernacular Photography", einer mehrjährigen Ausstellungsreihe von The Walther Collection, die sich mit der Geschichte der vernakularen Fotografie beschäftigt – mit Bildern, die vor allem im Kontext kommerzieller Unternehmen oder für private Zwecke und nicht im Zusammenhang mit einer ästhetischen Konzeption entstanden sind.

"Imagining Everyday Life" untersucht die vielfältigen Gebrauchsweisen sowie die gesellschaftliche und historische Bedeutung dieser nicht-künstlerischen Fotografie. Das Programm von "Imagining Everyday Life" umfasst fünf Themenausstellungen sowie ein im Herbst 2018 stattfindendes internationales wissenschaftliches Symposium in New York, und endet 2021 in einer groß angelegten, von Brian Wallis kuratierten Ausstellung in dem sammlungseigenen Museum von The Walther Collection in Neu-Ulm, zu der auch ein umfassender, gemeinsam mit dem Steidl Verlag herausgegebener Katalog erscheinen wird.

Ausgestellte Werke

    Ausstellende Künstler

    Pressestimmen

    "Der Alltag der anderen"

    Die Südwest Presse über vernakulare Fotografie und Imagining Everyday Life: Engagements with Vernacular Photography

    Mehr lesen

    Suedwest Presse Logo 1

    Publikationen

    Diese Website verwendet Cookies. Mit dem Besuch der Seite erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen.